Dienstag, 10. März 2015

Wie kann man als Anleger von billigem Ölpreis profitieren?

“Technology fuels economy, unfortunately in today’s world it’s the fuel that drags economy” ― Yatin Patel

Der Ölpreis bewegt sich zwischen 48 $ und 52 $, seitdem ich meinen Artikel „Warum fällt der Ölpreis?“ veröffentlicht habe. Von Mitte 2011 bis Mitte 2014 lag der Ölpreis ungefähr bei 100 $. 50$ für ein Barrel Öl ist davon die Hälfte. Viele Autofahrer in Deutschland werden vom günstigeren Benzinpreis sicherlich profitieren.

Wie kann man nun als Anleger von billigem Ölpreis profitieren? Einige Optionen sind folgende:
  • Investieren in Öl (mit der Annahme, dass der Ölpreis in der Zukunft wieder steigen wird)
  • Investieren gegen die Länder, die unter dem niedrigem Ölpreis leiden (mit Hebelprodukten)
  • Investieren gegen die Ölkonzerne (mit Hebelprodukten)
  • Investieren in Firmen, die von billigem Öl profitieren
  • Investieren in Länder, die von billigem Öl profitieren

Investieren in Öl


Sie können natürlich davon ausgehen, dass der Ölpreis sich langfristig wieder Richtung 100$ bewegen wird. Knock-out-Zertifikate sind das passende Produkttyp, wenn Sie darauf wetten möchten. Ich muss Sie aber davor warnen, dass Ihre Aktion keine Investitition mit einem langfristigen Horizont ist, sondern pure Spekulation. Ich bin vollkommen dagegen, dass man sein hartverdientes Geld für so etwas riskiert. Was ich von spekulativen Rohstoff-Investments halte, habe ich in meinem Artikel „Gold als alternative Geldanlage“ ausdrücklich geschrieben. Die einzige Variante, die zu meiner Strategie „Lege nicht alle Eier in einen Korb“ passen würde, wäre ein ETF, der mehrere Rohstoffe beinhaltet. Eine solche Geldanlage sollte nur als Diversifizierung verstanden werden und nicht mehr als 5-10% des Gesamtportfolios ausmachen.

Investieren gegen die Länder, die unter dem niedrigem Ölpreis leiden (mit Hebelprodukten)


Einige Volkswirtschaften werden sehr unter einem niedrigen Ölpreis leiden. Dies sind die Länder, die Öl exportieren: Russland, Nigeria, Iran, Venezuela, Saudiarabien, Vereinigte Arabische Emirate, Kanada, usw. Einige dieser Länder sind abhängig von Öleinnahmen. Sie können theoretisch darauf spekulieren, dass die Börsen und Staatsanleihen dieser Länder fallen werden. Die erste schlechte Nachricht für Sie: Der Zug ist abgefahren, dies ist schon passiert. Die Aktienkurse in der Golfregion und Russland haben den Börsencrash bereits Ende 2014 erlebt. Sie können immernoch mit einem Hebelprodukt darauf wetten, dass die Krise in diesen Ländern noch schlimmer wird. Ich persönlich bin gegen solche Spekulationen. Normale Anleger sind nicht George Soros, der gegen große Volkswirtschaften spekulieren und Geld verdienen kann. Es ist nicht der Sinn des Vermögenaufbaus, mit Doom-Szenarien Rendite zu suchen.

Investieren gegen die Ölkonzerne (mit Hebelprodukten)


Ähnlich wie die ölexportierenden Länder sind auch die Ölkonzerne große Verlierer des niedrigen Ölpreises. Exxon Mobil, Royal Dutch Shell, BP, Chevron, Conoco Phillips, Total, Gazprom, Eni und Petrobras sind die größten Ölkonzerne der Welt. Für Menschen, die gegen diese Firmen spekulieren möchten, ist der Zug auch bereits abgefahren. Der S&P Global Oil Index ist seit Mitte 2014 um circa 25% gefallen. Wie oben geschrieben, bin ich persönlich kein Freund davon, gegen Länder oder Konzerne zu spekulieren. Deswegen würde ich davon abraten, mit Hebelprodukten Ihr Geld zu riskieren.

Nichtsdestotrotz gibt es eine andere Option bezüglich dieser Ölkonzerne. Es kann sein, dass  die eine oder andere dieser Aktien zur Zeit ziemlich günstig ist. Value Investoren („Value Investing und Ihre Anlagestrategie“) können sich umfangreich mit diesen Firmen beschäftigen und ggf. ein Schnäppchen finden. Für mich ist das zu zeitintensiv. Ich bin eher ein passiver Anleger, der gerne langfristig in ETFs investiert ("Aktien-ETFs als Geldanlage").  

Investieren in Firmen, die von billigem Öl profitieren


Hier wird es interessanter. Es gibt viele Firmen, die vom billigen Öl profitieren. Nach einer intensiven Recherche können Anleger herausfinden, welche Firmen dies sind. Ein niedriger Ölpreis unterstützt das Wachstum der Weltwirtschaft und erhöht die Kaufkraft der Haushalte. Ein Beispiel sind Autobauer, auch die Transport- und Konsumgüterindustrie werden von einem niedrigem Ölpreis profitieren. Es handelt sich also um die Firmen, die Ölprodukte als Rohmaterial nutzen und so erhöhte Gewinne erzielen können.

Investieren in Länder, die von billigem Öl profitieren


Diese Option gefällt mir am besten, weil sie zu meiner allgemeinen Anlagestrategie sehr gut passt. Mein Aktienportfolio ist hauptsächlich auf verschiedene Regionen verteilt („Mein ETF-Portfolio: Performance Details im Jahr 2014“). Wenn ich diejenigen Länder herausfiltern kann, die von einem niedrigen Ölpreis profitieren, kann ich eventuell meine Asset-Allocation dementsprechend anpassen oder modifizieren. 

Auf Wikipedia können Sie sich eine Liste der größten Erdölimporteure ansehen: Die EU-Staaten, die USA, China, Indien, Japan, Südkorea, Taiwan, Thailand, die Türkei, Indonesien, Südafrika, usw. Ölimporte machen bei den Schwellenländern einen großen Teil der Gesamtimporte aus. Die Handelsbilanz dieser Länder entwickelt sich positiv. Billiges Öl treibt auch das Wirtschaftswachstum in Schwellenländern und entwickelten Länder. Ich bin optimistisch, was das Weltwirtschaftswachstum und dementsprechend steigende Aktienkurse angeht („Warum sind Aktien die beste Geldanlage?“).

Die Weltkarte der Erdölimporteure, 2006

Mein Aktienportfolio ist verteilt auf 30% amerikanische Aktien, 30% europäische Aktien, 30% Aktien aus Schwellenländern und 10% Aktien aus Japan/Asien-Pazifik. Fast alle großen Ölimporteure sind bereits in meinem Aktienportfolio vertreten. Was nicht in meinem Portfolio vorhanden ist, sind Aktien aus Indien, Indonesien und Südafrika.

Der Schwellenländeranteil in meinem Portfolio ist ziemlich hoch im Vergleich zu den Portfolios anderer Anleger, die weltweit investieren. Das ist ein Risiko, welches ich mir erlaube, um langfristig eine höhere Rendite zu erzielen („Risiko bei Geldanlagen“). Mein Portfolio befindet sich meiner Meinung nach an einem kritischen Punkt, an der sogenannten „efficient frontier“ Linie. An diesem Punkt bringt mehr Risiko nicht unbedingt eine höhere Rendite. Es bringt nur höhere Volatilität. Meinem Portfolio noch weitere Aktien aus Indien, Indonesien und Südafrika hinzuzufügen, bedeutet für mich ein höheres Risiko. Das möchte ich zur Zeit nicht eingehen.

Zusammengefasst bringt billiges Öl viele neue Gelegenheiten für Anleger. Meine Investments bestehen schon zu 90% aus Aktien. Deshalb ist die Gelegenheit für mich nicht so gut. Die Anleger, die einen geringeren Anteil an Aktien haben oder bislang nur in bestimmten Regionen investiert haben, können ihre Anlagestrategie auf die Frage hin analysieren, ob billiges Öl woanders eine hohe Renditechance bringen wird.